Urprung/Geschichte Was führte zur Gründung der Hilfsorganisation bzw. Stiftung?

1967 unternahm ich mit einigen Freunden in einem Kleinbus eine Tour nach Marokko. Dabei besuchten wir im Süden des Landes auch den Kamelmarkt von Gouelmime. Wir fühlten uns zurückversetzt in eine unbekannte, längst vergangene Zeit. Woher kamen diese verschleierten Männer? Wo liegt das Land, in dem die Zeit stehen geblieben ist? Dies alles erweckte in mir den Wunsch, mal tiefer in die Sahara zu schauen, was aber erst 1972 mit 2 gebrauchten Dkw-Jeeps, den so genannten Mungas, möglich wurde.
Wilfried Thesinger schreibt : »Kein Mensch kann in der Wüste leben und davon unberührt bleiben. Er wird fortan das Zeichen der Wüste, das Zeichen des Nomaden tragen, und er wird immer brennendes Heimweh nach jenem Leben verspüren... «. Das kann ich nur bestätigen und so zog es mich, wenn die beruflich bedingte Hektik mich aufzufressen drohte, immer wieder in die Einsamkeit der Sahara zurück.

Schlüsselerlebnis

1981 waren wir unterwegs im Grenzgebiet zwischen Algerien und Mali, als wir angehalten und in eine Hütte geführt wurden. Im Eck kauerte ein großer Mann, von Fieberstößen geschüttelt. Was war mit ihm geschehen? Er hatte sich am Finger an einem Dorn gerissen, die Wunde hatte sich infiziert, inzwischen durchgeeitert bis zum Knochen und eine generalisierte Blutvergiftung, wie die mitfahrenden Mediziner schnell feststellten. Die Wunde wurde versorgt, Antibiotica und Verbandstoffe dagelassen. Wir aber mussten weiter. Dieses Ereignis ließ mich nicht mehr in Ruhe; denn die Mitfahrer gaben dem Mann wenig Chancen zu überleben. Traurig! Mit einigen Tropfen Desinfektionsmittel und einem Pflaster im Wert von ca. 10 Cent wäre es nicht so weit gekommen. Aber dort, wo nie ein Arzt oder selten eine Krankenschwester hinkommt, sind solche Kleinigkeiten lebensrettend.

Von der Tour zurück gekommen, wollte ich diesem Erlebnis etwas entgegensetzen, aber wie? Die Beschaffung von Arzneimitteln und Verbandstoffen war über die eigene Apotheke ja kein Problem, aber welche Möglichkeit gibt es, die medizinische Versorgung in diesen abgelegenen Gebieten zu verbessern, ohne dass sich auf dem Weg dorthin unseriöse Mittelsmänner daran bereichern? Ich will nicht verschweigen, anfänglich aus mangelnder Erfahrung auch Fehler gemacht zu haben, doch wichtiger ist es, sich nicht von seinem Ziel abbringen zu lassen, den Menschen zu helfen, denen es nicht so gut geht wie uns.

Die ersten Lieferungen gingen 1983 über den Deutschen Alpen-Verein nach Katmandu (Nepal – 150 kg Medikamente), über das Komitee Cap Anamur nach Äthopien (250 000 Bio-Mineraltabletten), über die Bayerische Polizei 1991 nach Russland oder über Caritas 1992 nach Zagreb (Kroatien). Als ich Kollegen aus der Pharmaindustrie um Hilfe ansprach, führte die Frage nach Ausstellung einer offiziellen Spendenquittung zur Gründung eines eingetragenen Vereines mit Anerkennung der Gemeinnützigkeit. So entstand 1986 die Hilfsorganisation in Poing (Landkreis Ebersberg) unter dem Namen Caremed International, abgeleitet von care = Sorge.

Auf der Suche nach einem für eine kleine Organisation d.h. mit begrenzten Mitteln wirksamsten Weg stellte sich bald heraus, dass Katastrophenhilfe nicht unser Metier sein kann, sondern unsere Hilfe über feste, mehrjährige Projekte am wirksamsten ist mit den:

Schwerpunkten

  • _Versorgung der Kranken- u. Sanitätsstationen mit medizinischem Material wie Arzneimittel, Verbandstoffen u. medizinischen Geräten bis hin zu Krankenhausbedarf usw. - je nach deren Bedarf!!!
  • _Ausbildung med. Hilfskräfte für abgelegene Gebiete
  • _Bau von Sanitätsstationen in abgelegenen Gebieten
  • _Brunnenbau, um die Bevölkerung, abseits der Städte, mit sauberem Trinkwasser zu versorgen
  • _Nutzung der Sonnenenergie, in Afrika unerschöpflich!

Dadurch ist es möglich, sich zum einen optimal auf den Bedarf einzustellen, zum anderen über eine Vertrauensperson die Verteilung zu kontrollieren, aber auch die Tradition und Lebensweise der Bevölkerung zu respektieren. So entstanden die ersten, langjährig betreuten Projekte in Paraguay 1988-1995, Argentinien: Misiones 1989-2009, Niger: Agadez 1990-2004. 1987 war die Hilfsorganisation in meine Heimat nach Nesselwang (Allgäu) umgezogen und hatte dort durch die erhebliche Unterstützung der Bevölkerung – über 200 Mitglieder und zur Verfügung gestellte Lagerräume einen enormen Aufschwung erfahren. Gerade als wir das »Zehnjährige« feiern wollten, erschreckte uns plötzlich ein unverständlicher

Namensstreit, angezettelt von CARE Deutschland

vor dem Landgericht Kempten, gleich mit einem Streitwert von 50.000.- DM. Das Land-gericht wies die Klage ab, beide Organisationen hätten doch dieselben humanitären Ziele!!. Doch CARE ließ sich diese Niederlage nicht gefallen und ging zum Oberlandesgericht München, verhandelt in Augsburg. Schon in der ersten Minute war das Ergebnis klar: Der ältere Richter schwärmte von den Lebensmittel-Paketen, die nach dem Krieg von C.A.R.E. nach Deutschland gesandt wurden. Selbst mein Hinweis, dass C.A.R.E. = Coperation American Relief for Everywhere, ein Zusammenschluss mehrerer amerikanischer Organisationen darstelle und mit CARE - ca.1983 gegründet – nichts gemeinsam habe, nahm er nicht zur Kenntnis. Das Ergebnis hieß ein »bedingter Vergleich bei Reduzierung des Streitwerts auf 20.000.-DM.« Dagegen erhob nun CARE erneut Einspruch und zwang das Gericht zu einem schriftlichen Urteil.
Danach war es mir nicht möglich, das kurz zuvor verliehene Bundesverdienstkreuz zu behalten und sendete es nach Bonn zurück.

Nach kurzer Depression durch diesen ärgerlichen Prozess, angezettelt durch eine staatlich!! unterstützte Organisation, setzten wir ab 1.1.1998 unter dem neuen Namen

»PARMED - Medizinischer Partner der Dritten Welt – e.V.

abgeleitet von medizinischer Partner, unsere humanitäre Arbeit, unabhängig von nationaler, rassischer oder religiöser Zugehörigkeit aber unter Respektierung der Tradition und Lebensweise der Menschen fort. Die Zusammenarbeit sollte über eine längere Zeit erfolgen, um sich entsprechend auf den Bedarf einstellen zu können und beschränkten uns ausschließlich auf Projekte in Afrika, südlich der Sahara, und Südamerika. Spendengelder sollten zu 100 Prozent für die Finanzierung der Hilfsmaßnahmen verwendet werden, was durch die

Gründung der Dr. Holzheu- Stiftung – Medizinische Hilfe für Afrika

ermöglicht wurde. Stiftungsrat: Irmgard u. Dr. Jürgen Holzheu, RA Helmut Gockel, Stefan Kunert, Walter Kuhnhenne. Nach dem plötzlichen Tod meiner Frau - als Folge eines Hirninfarkts, erlitten auf einer Kontrollfahrt in die Republik Niger *, folgten meine Tochter Karin, Werner Hoffmann und später Anneliese Yzerman als Mitglieder des Stiftungsrates. Da die finanziellen Grundlagen für die Stiftung mit eigner Hände Arbeit zusammengetragen worden waren, ist wirksamster Einsatz für die Ziele unserer Stiftung oberstes Gebot.

Schwerer Schlag während einer Kontrollfahrt zu 2 Projekten

2005 waren wir mit 3 Fahrzeugen in Richtung Niger aufgebrochen: Österreich, Schweiz, Frankreich, Spanien, Marokko, Mauretanien, Mali als wir uns trennten, da unsere Freunde mehr Besichtigungen in Mali mit der alten Oasenstadt Timbuktu geplant hatten, wir aber zur Besprechung u. Kontrolle unserer Projekte weiter nach Ouagadougou (Burkina Faso) zu Dr.Compaoré (Projekt Sta. Marcelline) und dann nach Agadez wollten. Meine Frau hatte in Ouagadougou massiven Durchfall mit Fieber bekommen. Wir fuhren nach 2 Tagen, wohl zu früh, weiter nach Niamey, gingen dort aber ins Hotel am Niger u. nahmen nur ein kleines Abendessen ein. Bis ich gezahlt hatte, ging meine Frau schon ins Zimmer und als ich kurz später folgte, lag sie bewusstlos auf dem Bett. Was dann folgte, war unglaublich in der Hauptstadt eines Landes; denn es war Freitag und somit im Islam Feiertag: Kein Arzt u. kein Taxi zu erreichen, mit einem Fahrzeug ohne Stoßdämpfer ins Zentralhospital. Dort kein Arzt dienstbereit!! Nachdem mir aber zum Glück der Name des Arztes einfiel, der im Flughafenlager eine Hilfssendung für Agadez »kassiert« hatte, wurde er zur Untersuchung gerufen. Nur gut, dass er mich nicht kannte! »Sofort zurück nach Europa!«, war seine Diagnose! Anruf beim ADAC München, Nachfrage beim Hospital und mit Hilfe der deutschen Botschafterin, die das Wochenende für uns opferte, gelang es, dass wir am Sonntagmittag in Niamey mit einem Rettungsflugzeug abgeholt wurden. Eine tolle Leistung der deutschen Botschafterin wie vom ADAC!!!

Meine Frau erholte sich von diesem gesundheitlichen Schlag nicht mehr und verstarb am 10. August 2006, kurz nach Einsatz eines Herzschrittmachers im Krankenhaus Pfronten. Für mich blieben unbeantwortete Fragen zurück!

Danach –und inzwischen im Alter von 72 Jahren- war es mir verständlicherweise nicht möglich, Parmed neben der Stiftung mit der bisherigen Aktivität fortzuführen und suchte deshalb einen vertrauenswürdigen Partner, den ich in der Hilfsorganisation „Gegen Noma“ (Kempten) fand. Nach einigen Gesprächen und der Feststellung einer gemeinsamen Auffassung über humanitäre Hilfe fusionierten beide Hilfsorganisationen unter dem Namen „Gegen Noma – Parmed e.V.“ Es wurde im medizinischen Bereich eine enge Zusammenarbeit mit meiner Stiftung vereinbart.

Dr. Jürgen Holzheu

Im Vordergund die Stiftungs­gründer Irmgard und Jürgen Holzheu mit den Stiftungsräten Helmut Gockel und Stefan Kunert.

Über 30 Jahre medizinische Hilfe für Afrika durch den Stifter Dr. Jürgen Holzheu.